Projektbeschreibung
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G SynagogeAudioguide

von Lisa Frach

Synagoge Vor dem in den Boden eingelassenen Gedenkstein für die ehemalige reformierte Synagoge, ist ein Stadtplan eingelassen, an dem sie die stadtplanerischen Veränderungen und den veränderten Straßenverlauf nachvollziehen können: Die heutige Karl-Marx-Straße führt schräg über die ehemals parallel verlaufende Tuchmacher- und Richtstraße. Beide Straßen waren wichtige Verkehrswege und schlossen ein kleinteilig bebautes Gebiet ein, in dem sich auch die Synagoge befand - sie ist im Plan mit einem Davidstern gekennzeichnet.Seit sich die ersten jüdischen Händler in der Stadt ansiedelten, waren sie von der Gunst des Kurfürsten abhängig. Juden mussten in Brandenburg hohe Abgaben entrichten, Einschränkungen ihrer Rechte sowie Ausweisungen aus der Stadt waren an der Tagesordnung. So ging das Gelände der ersten Synagoge nach einem Pogrom Anfang des 16. Jahrhunderts in die Hände der Alma Mater Viadrina über, die dort ihr Collegienhaus errichtete.
Synagoge (Bildmaterial aus dem Stadtarchiv Ffo) Erst im 19. Jahrhundert ändert sich diese Situation grundlegend: Im Jahre 1808 erhalten die jüdischen Einwohner Frankfurts erstmals die Möglichkeit, sich in das Bürgerbuch der Stadt eintragen zu lassen. Auch die Beschränkungen im Wohnrecht und Beruf werden aufgehoben. Ab sofort sind sie - zumindest rechtlich - gleichgestellte Bürger der Stadt Frankfurt und erhalten zudem die preußische Staatsbürgerschaft.
Die Reformen bringen den jüdischen Mitbürgern Sicherheit und Wohlstand, es entsteht ein liberales Klima, in dem Juden und Nicht-Juden zusammen leben und arbeiten. Durch das Bildungsangebot und die neuen beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten wandern viele Juden vom Land in die Städte ab. Auch in Frankfurt wächst die jüdische Gemeinde zu dieser Zeit stark an.
Synagoge 1822 beschließt die Gemeinde den Bau einer neuen Synagoge. Um den neuen Platzanforderungen gerecht zu werden, vergrößert man das bestehende Gebäude in der Tuchmacherstraße und rückt um ca. einen Meter auf den Bürgersteig vor. Die Gemeinde lässt dieses Vorhaben zwar von staatlichen Stellen absegnen, versäumt aber eine Genehmigung der Stadt Frankfurt einzuholen. Es bricht ein Prestigestreit aus, der letztlich durch eine großzügige Spende der Gemeindemitglieder beglichen wird - man ist um ein friedliches Klima in der Stadt bemüht.
Im September 1823 kann die neue Synagoge - ein einstöckiges Gebäude im klassizistischen Stil - feierlich eingeweiht werden. In die Ostseite des schlichten Innenraumes ist die heilige Lade eingelassen. Sie wird durch zwei korinthische Säulen und einen darauf gesetzten Dreiecksgiebel umrahmt. Nach Westen, zur Tuchmacherstraße, führen vier Fenster. Der Hauptzugang erfolgt über das Jüdische Kulturhaus in der Richtstraße. Erst 1882 wird ein zweiter Zugang für die Frauen zur erhöhten Frauengalerie geschaffen. Die liberale Gemeinde lässt von der Firma Sauer eine Orgel einbauen. Seitdem spricht man auch von der "Orgelsynagoge". Die offene Haltung gegenüber den nicht-jüdischen Nachbarn zeigt auch die Ansprache des Rabbiners Baschwitz in der Eröffnungszeremonie:
Synagoge (Bildmaterial aus dem Stadtarchiv Ffo) Auch wenn der Ausländer, der nicht von deinem Volk Israel ist, kommt, und in diesem Hause betet, so erhöre du ihn im Himmel, deinem beständigen Thron, und tue alles, worum er dich anruft, dass keiner gebeugt und trostlos diesen Ort verlasse.
Doch nicht alle jüdischen Bewohner Frankfurts sind mit der Reformierung ihres Glaubens einverstanden - vor allem jüdische Einwanderer aus osteuropäischen Ländern halten an ihren orthodoxen Traditionen fest. So kommt es um 1840 zu einem Bruch der Gemeinde. Die Anhänger des orthodoxen Judentums verlassen die liberale Synagoge und treffen sich fortan an unterschiedlichen Orten, ab 1924 in der Großen Scharrnstraße 34 zum Gebet.
Das liberale Klima und das friedliche Zusammenleben aller Konfessionen in Frankfurt nehmen mit dem Beginn der Naziherrschaft ein jähes Ende. Die anti-jüdische Propaganda spitzt sich immer weiter zu, bis im November 1938 schließlich jüdische Geschäfte und Synagogen in ganz Deutschland zerstört werden. Das Pogrom wird von den Nazis penibel vorbereitet. Ein Einwohner Frankfurts wird sich später erinnern, wie die Feuerwehr die an die Synagoge angrenzenden Häuser am 9. November vorbeugend nässte. Wenige Stunden später brennt die Synagoge. Lange Zeit ging man davon aus, dass die Synagoge in dieser Nacht völlig zerstört wird. Doch Eckard Reiß, Mitglied des Historischen Vereins zu Frankfurt (Oder) kommt in seinen Nachforschungen zu einem anderen Ergebnis:
Der 1988 errichtete Erinnerungsstein für unsere Frankfurter Synagoge hat in seiner Kernaussage eigentlich eine gewisse Eindeutigkeit: Zerstört 1938. Nach Kriegsende sind in Frankfurt (Oder) durch den Fotografenmeister Fricke verschiedene Aufnahmen gemacht worden, die er als Vergleichsaufnahmen zu Ansichten von den 1930er Jahren durchgeführt hatte. Da ist unter anderem auch eine Ansicht vom Wilhelmsplatz dabei - mit Blick in die Wollenweberstr. Und auf dieser Aufnahme von 1946 kann man erkennen, dass die Synagoge nicht zerstört ist.
Das Gebäude übersteht die Brandschatzung 1938 also relativ unbeschadet, auch wenn die Inneneinrichtung zerstört wird. Ein Indiz für den guten Zustand des Gebäudes ist dessen Weiternutzung bis 1945. Der Lokalhistoriker Eckhard Reiß sagt dazu:
Von der Pogromnacht bis zum Zusammenbruch ist sie als Papierlager genutzt worden. Und schon daraus kann man schließen: ein Papierlager kann in der Regel nicht in einem zerstörten Gebäude untergebracht werden, das macht keinen Sinn.
Wann die Synagoge in der Nachkriegszeit abgerissen wird, lässt sich heute nicht mehr genau bestimmen. Auf einem Luftbild von 1953, das die weitgehend abgerissene Altstadt Frankfurts dokumentiert, ist sie bereits verschwunden.
Unter den Gästen der Einweihung des Gedenksteins Ende der 80er Jahre ist auch der letzte Rabbiner der Frankfurter Gemeinde Curtis Cassel. Erich Honecker, der in seinen letzten Amtsjahren auf einen offiziellen Besuch in den USA hinarbeitet, will durch diese Geste wohl seine Beziehungen zum jüdischen Weltkongress verbessern.
Wie wichtig es ist, sich weiterhin mit der Geschichte der jüdischen Vergangenheit Frankfurts auseinander zu setzen, zeigen nicht zuletzt die mehrmaligen Schändungen des Mahnmals. 2006 zerstört eine Gruppe von Rechtsextremen nach einer Gedenkveranstaltung die dort niedergelegten Blumengebinde und Kerzen und skandiert Nazi-Parolen.

1. und 3. Abbildungen: Bildarchiv Bernhard Klemm, Frankfurt (Oder)
2. und 4. Abbildung: Bildmaterial aus dem Stadtarchiv Ffo

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